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bbastix
Pixelschubser
Beiträge: 19 |
Ich denke, 'soziale Abhängigkeit' ist hier ein zentrales Stichwort. Unsere westliche Gesellschaft ist doch voll und ganz darauf ausgelegt, diese Abhängigkeit zu überwinden und Abhängigkeiten nurnoch in Form von Privatverträgen zu akzeptieren. Der Punkt ist doch, dass wir da der Karotte an der Angelschnur hinterherlaufen. Wir sind voneinander abhängig, vielfach und ständig.
Ich glaube nicht an die Reden, die beteuern, ein Mehr an Gewinn und dadurch ein Mehr an Konsum würde meinen Mitmenschen helfen, Arbeitsplätze schaffen etc. Überleg dir, wer den höheren Gewinn letztlich bezahlt und wer von einem Konsum letztlich Profitiert.
Es geht mir hier nicht darum, den Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern oder meinen sozial abhängigen Mitmenschen zu helfen. Es geht mir darum, anzugregen, sich Gedanken darüber zu machen, was genau passiert, wenn jemand dutzende oder hunderte von Euros oder Dollars dafür nimmt, dass er eine CD-ROM kopiert, obwohl diese in der Herstellung, Auslieferung etc. nur wenige Euros kostet und ein angemessener Gewinn für die Software auf der Scheibe längst eingefahren wurde.
Es wäre dann erst der nächste Schritt, zu fragen, ob Denkstrukturen, wie "ich gegen den Rest der Welt", "survival of the fittest" oder "the winner takes it all" auch etwas mit Bürgerkriegen um Trinkwasser oder die Arbeitslosigkeit des Nachbarn zu tun haben könnte.
Wir müssen letztlich alle mit dieser "Schuld" (wenn man es so sehen möchte) leben, bessergesagt in diesem Konflikt zwischen "Teil dieser westlichen Gesellschaft zu sein und sein zu wollen" und sein Leben verantwortlich zu gestalten. Damit will ich zu keinen schlechten Gewissen inspirieren, sondern dazu, sich selbst als Teil eines größeren Systems zu betrachten, als allgemein bei uns üblich.
Basti
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moser
Pixelschubser
Beiträge: 21 |
Wir müssen letztlich alle mit dieser "Schuld" (wenn man es so sehen möchte) leben, bessergesagt in diesem Konflikt zwischen "Teil dieser westlichen Gesellschaft zu sein und sein zu wollen" und sein Leben verantwortlich zu gestalten. Damit will ich zu keinen schlechten Gewissen inspirieren, sondern dazu, sich selbst als Teil eines größeren Systems zu betrachten, als allgemein bei uns üblich. |
Das größere System, was Du hier ansprichst, ist "Gesellschaft". Ich verstehe Gesellschaft als mehr als nur die Summe ihrer Individuen. Das heißt für mich auch, dass sie einen eigenen formgebenden und normierenden Charakter inne hat. Zu gut deutsch: Die Gesellschaft hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Wir gehen aus ihr hervor und handeln nach ihren Rahmenbedingungen. Natürlich kannst Du nun propagandieren, dass wir "gemeinsam" etwas ändern könnten, bzw. das jeder einzelne damit anfangen müsste. Die soziale Struktur, die aus dieser Gesellschaft hervorgeht, lässt dies jedoch zu gegebener Zeit nicht zu.
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bbastix
Pixelschubser
Beiträge: 19 |
Was meinst du mit "die soziale Struktur lässt dies jedoch nicht zu"? Es geht doch einfach darum, sein Blickfeld zu erweitern und aufzuhören, das zu tun, was vermeintlich alle tun. Was für soziale Strukturen bräuchte es denn, damit das gehen könnte? Es gibt Unternehmen, die ihre Software, nachdem mit ihr eine festgelegte Summe erwirtschaftet wurde 'freigeben', das hab ich mir ja nicht ausgedacht oder in irgendwelchen Büchern über Gesellschaftsutopien gelesen. Es gibt Menschen, die mit OpenSource ihre Familien ernähren. Es gibt Menschen, die ihre Handlungen nicht nur an den vermeintlich üblichen gesellschaftlichen Gepflogenheiten messen, sondern auf unser ganz banales menschliches Zusammensein und Miteinander runterbrechen und nach eigenen Werten suchen. Es gibt Menschen, die etwas nicht tun, obwohl es möglich wäre, weil sie nicht in einer solchen Welt leben möchten, die diese Handlungen (mit)produziert/aufrecht erhält.
Für mich ist das eine ganz individuelle Kiste. Natürlich bewegen wir uns innert dieser Gesellschaft, die einen starken Einfluß auf uns hat. Aber sie lässt uns doch auch soviel Freiheit, hier eigene Wege zu gehen. Sicherlich, wenn du sagst: "Nein, Boss, für Siemens werde ich keine Webpage machen", dann bist du wahrscheinlich gefeuert. Und, wenn du dann dein Haus noch nicht abbezahlt hast und drei Kinder versorgt sein wollen, dann hast du ein Problem. Nicht desto trotz können diese vermeintlichen Sachzwänge nicht darüber hinwegtäuschen, dass du die frei Wahl hast, dein Leben so oder so zu gestalten. Wenn du deine Freie Wahl, für wen, für was und in welcher Art und Weise du deine Kraft einbringst (im Falle einer Almosenaufnahme und damit womöglich Bindung an einen Job womöglich schon im Vorhinein) gegen einen gewissen Grad an Luxus eintauschst, dann ist es nicht die Gesellschaft, die sich dafür entscheidet, sondern du bist es. Die Frage ist aber doch, was uns letztlich glücklich und zufrieden macht. Ich frage mich einfach, ob es einen alten Mann auf dem Sterbebett geben wird, der, gefragt nach seinem Leben, sagen wird: "Ich habe viel Geld gemacht, viel konsumiert und damit unserer Volkswirtschaft einen großen Dienst erwiesen. Jetzt kann ich in Frieden sterben, denn das war es, was ich aus diesem Leben gemacht haben wollte".
Sicher - ich male hier kräftig schwarz-weiß. Aber ich kann nicht akzeptieren, wenn jemand die Gesellschaft für seine individuellen Entscheidungen verantwortlich zu machen versucht. Es ist mir schon klar, dass der Preis für vieles, was wir vielleicht aus tiefstem Inneren für richtig empfinden würden schlicht zu hoch ist, um diesem nachzugehen - aber dann bin es wiederum ich, der sich entscheidet, diesen Preis nicht zu zahlen und die gesellschaft bleibt eine Rahmenbedingung. Und, ich habe nichts, gegen Menschen, die derartige Kompromisse eingehen (ich kenne keinen der das nicht tut - inclusive mir selbst natürlich). Nur warne ich davor, es sich allzu leicht zu machen und dieses Spannungsfeld in eine Richtung zu verlassen, in der wir dann einfach mitlaufen, uns nurnoch um unseren ganz eigenen Senf (unsere Karriere unser Vermögen) kümmern. Letztlich kommt ja irgendwann der Zeitpunkt, an dem Vermögen, viel Konsumiert zu haben, viel sogenannte Freizeit gehabt zu haben bedeutungslos werden.
Basti
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moser
Pixelschubser
Beiträge: 21 |
Oh, ich wollte nicht ausdrücken, dass ich a) eine willenlose Maschine bin und b) die Gesellschaft dafür verantwortlich ist. Nein, so einfach mache ich mir das nun auch nicht. Ich wollte nur verdeutlichen, dass ich nach den Spielregeln der Gesellschaft spiele, weil ich darin den für mich (zur Zeit!) größtmöglichen Nutzen sehe. Ich will damit nicht sagen, dass man sich diesen (wie fast allen Normen) nicht entziehen könnte. Aber wie gesagt, Normbrecher werden negativ sanktioniert und man sollte wissen, ob man im Moment der Tat die Kraft hat, solche Sanktionen durchzustehen.
Ob du das nun auf Kapital oder Selbstbefriedigung beziehst, bleibt Dir selbst überlassen!
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bbastix
Pixelschubser
Beiträge: 19 |
Na denn ;)
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Kilian1
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